Was ist Aikido

aikidou 合氣道 (eingedeutscht als Aikido) wurde Ende der 1920er und in den 1930er Jahre von Morihei Ueshiba aus – teilweise nur in elitären Zirkeln weitergegebenen Kampftechniken, insbesondere aus dem Daito-ryu - entwickelt und zählt zu den Budō, den japanischen Kampfsportarten. Im Aikido werden keine Techniken für den Angriff gelehrt, wodurch es eine betont defensive Kampfkunst ist.

Der Begriff setzt sich aus den drei Zeichen ai 合, ki 気 und dou 道 zusammen und lässt sich etwa als "Weg der Harmonie mit der Energie" übersetzen, wobei allerdings zu beachten ist, dass die Bedeutungen von ki 気 (siehe hier) sehr vielfältig sind. Die Silbe „Do“ weist darauf hin, dass Meister Ueshiba sein System über die reine Technik („Jutsu“) hinaus zu einem Lebensweg weiterentwickelt hat. Aikido-Technik und daraus ableitbare Philosophie bilden eine widerspruchsfreie Einheit, welche vom Ziel der Synchronisation und Harmonie geprägt ist.

Aikido-Selbstverteidigung nutzt die Angriffsenergie für „die Führung“ zur Aufhebung der Angreiferbalance. Der Aikido-Verteidiger ist freundlich, entspannt und defensiv eingestellt. Das dafür erforderliche Selbstvertrauen erwirbt er durch langes und intensives Training. Der Verzicht auf schlagende und zerstörerische Formen der Verteidigung ist nur möglich nach tiefer Verinnerlichung der Aikido-Bewegungsmuster, die koordinativ anspruchsvoll sind.

Das Training mit (wechselnden) Menschen als Trainingspartner hat eine grundlegend andere Rückwirkung auf die Wahrnehmung („Empathie“), Koordination und innere Einstellung des Übenden als bei anderen Sportarten mit Geräten. Alle Techniken werden beidseitig ausgeübt. Es gibt kaum Techniken, die gegen die Natur der Gelenke gerichtet sind und dadurch Schaden verursachen können. Man kann mit Aikido-Techniken nicht angreifen, sie funktionieren nur als Reaktion auf einen Angriff.

Der größte Vorteil einer Aikido-Prägung liegt darin, auf sämtliche Lebenskonflikte intuitiv nicht aggressiv, sondern konstruktiv zu reagieren. Über den Kampfsport-Aspekt hinaus kann man Aikidō daher auch als Lebenseinstellung betrachten, bei der die Harmonie mit der Umwelt im Mittelpunkt steht.

Aikido ist anders als viele andere Kampfkünste, was man vielleicht in den folgenden Zitaten, die ou sensei 翁先生 zugeschrieben werden, zum Ausdruck kommt:

„Wahres Budō dient jedoch nicht einfach dazu, den Gegner zu zerstören; es ist viel besser, einen Angreifer geistig zu besiegen, so dass er seinen Angriff gerne aufgibt.“ 1)

"Das Geheimnis von Aikido besteht nicht darin, wie ihr eure Füße bewegt, sondern, wie ihr euren Geist bewegt. Ich unterrichte keine Kampftechnik. Ich unterrichte Gewaltlosigkeit." 2) Wer mehr über Aikido wissen will, kann hier weiterlesen. Wer Aikido erleben möchte, ist herzlich zu einem Training eingeladen.

1) Ueshiba Morihei: Budō [Budō. Das Lehrbuch des Gründers des Aikido. (Werner Kristkeitz Verlag) Heidelberg 1997 ISBN 9783921508572: Seite 40.] 2) Susan Perry, Gregor Lechner: Erinnerungen an O Sensei. [Leben und Üben mit Morihei Ueshiba, dem Begründer des Aikido (Joy Verlag) 2008 ISBN 3928554662]

Gespräch mit einem Anfänger

(von Patrick David, MTV-Ingolstadt 1881 e.V.)

Was ist Aikido?

Ich fang mal lieber an zu erklären, was Aikido nicht ist: Aikido ist kein Wettkampfsport. Wer seine Kräfte mit anderen messen möchte, Kampftechniken ausprobieren möchte oder sich einfach nur raufen will, ist bei uns falsch!

Bitte? Aikido ist doch eine Selbstverteidigung, oder?

Richtig, aber eben eine ohne Wettkampf. Aikido ist eine Sammlung von Selbstverteidi-gungs¬techniken, die gegen diverse Angriffe eingesetzt werden können. Im Training werden die Techniken geübt.

Also doch ein Wettkampf...

Nein, eben nicht. Da Aikido ein reines Verteidigungssystem ist, muss im Training immer ein Partner den „Bösen“ spielen, also einen Angriff simulieren. Dies tut er in einer vom Lehrer gezeigten Weise und der andere Partner kann so seine Technik trainieren. Der Angreifer greift immer links-rechts-links-rechts an, dann werden die Rollen getauscht.

Und wenn eine Technik mal nicht klappt?

Das passiert halt. Dann greift der Partner eben noch mal an, diesmal ein bisschen langsamer, und es wird weiter geübt. Im Aikido versucht jeder Partner als Angreifer (wird im Aikido „Uke“ genannt) eben genau so viel Energie in seinen Angriff zu legen, dass der ausführende Partner (der heißt im Aikido „Nage“) gut an seiner Technik üben kann.

Aber wenn man angegriffen wird hält sich der Angreifer auch nicht zurück...

Achja, das hatte ich vergessen: Wer denkt, im Aikido werde man innerhalb von 14 Tagen zum Kampfexperten, liegt ebenfalls falsch! Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Kampfkünste. Wie lange braucht man um Aikido zu lernen?

Gegenfrage: Wie lange braucht man um Gitarre spielen zu lernen?

In der Musikschule beginnt man mit einfachen Lieder wie „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“. Hat man das nach einigen Jahren überstanden, kommen die schwereren Stücke. Nach vielen Jahren ist man vielleicht ein guter Gitarrenspieler. Aber meinst du nicht auch, dass Mark Knopfler, Brian May oder wer auch immer nicht auch jetzt noch dazulernen und immer besser werden? Seit wann „können“ sie Gitarre spielen?

Ok, hab ich verstanden. Man lernt immer noch was dazu. Aber wie lange braucht man, um sich mit Aikido verteidigen zu können?

Das kommt natürlich sehr auf die „Verteidigungssituation“ an. Bis du dich gegen einen Boxer, der 100 kg mehr wiegt als du, bereits seit 15 Jahren im Ring steht und ein Maschinengewehr bei sich hat verteidigen kannst, wird es wohl eine Weile dauern. Aber die Selbstsicherheit, die du bereits in der ersten Zeit dazugewinnst wird vielleicht schon ausreichend sein, damit du gar nicht erst in einen Kampf verwickelt wirst. Nebenbei bemerkt: In 99% aller Fälle von körperlicher Auseinandersetzung haben beide Kontrahenten eine „Mitschuld“ daran, dass es soweit gekommen ist. Wer also selbstsicher aber friedvoll durch die Lande zieht, wird sehr wahrscheinlich nie in so eine Situation geraten.

Wenn du so denkst, warum machst du dann Aikido?

Weil es unglaublichen Spaß macht. Und die Tatsache, dass es keine Wettkämpfe gibt, sorgt dafür, dass Anfänger und Fortgeschrittene, dicke und dünne Leute, Männer und Frauen, ja sogar Erwachsene und Kinder miteinander trainieren können. Und jeder kann vom anderen weiter lernen und sich so weiterentwickeln.

Was bedeuten die farbigen Gürtel?

Wie auch z.B. im Judo oder Karate kann man bei uns Gurtprüfungen ablegen. Am Anfang trägt man einen weißen Gürtel, nach der ersten Prüfung einen gelben. Es folgen dann die Farben orange, grün, blau, braun und schwarz. Am Gürtel kann man also ungefähr erkennen, wie lange und intensiv jemand bereits Aikido trainiert.

Und wenn man schwarz hat ist man fertig?

Oh nein! Auch ein Schwarzgurt kann noch weitere Prüfungen ablegen und so weitere Grade erlangen. Die sind aber von außen nicht mehr erkenntlich. Man nennt die verschiedenen Schwarzgurtstufen „Dan-Grade“. Ein 1. Dan hat also gerade erst seine Schwarzgurtprüfung bestanden. Ein 5. Dan macht schon sehr lange Aikido, das ist dann schon etwas besonderes.

Und wozu tragt ihr diese...äh... Röcke?

Diese Dinger nennt man „Hakama“. Das ist ein traditionelles japanisches Kleidungsstück, welches früher von den Samurai getragen wurde. Schwarzgurte tragen einen schwarzen Hakama, alle anderen (Farbgurte) dürfen wenn sie wollen einen Hakama in weiß tragen. Dies ist jedoch keine Pflicht.

Stören die nicht beim Training?

Nö.

Was würde mich denn erwarten, wenn ich beim Training vorbeikomme?

Zunächst einmal eine nette Gruppe! Wenn du beim Training zuschauen willst, bist du herzlich eingeladen. Du kannst aber auch sofort beim Training mitmachen und würdest mit einfachen Bewegungen und Rollübungen beginnen.

Was für Rollübungen?

Da viele Aikidotechniken in einem Wurf enden, muss man als Aikidoka die Fallschule beherrschen. Dies sind verschiedenen Übungen die dafür sorgen, dass man sich wenn man geworfen wird nicht verletzt. Als erstes lernt man die Rückwärtsrolle, später kommen die Vorwärtsrolle und das „freie Fallen“ hinzu. Aber keine Angst: Wie schon gesagt, es trainiert jeder mit jedem und es stellen sich alle auf das „Können“ ihres Gegenübers ein. Es wird natürlich keiner von uns geworfen, der die entsprechende Fallübung noch nicht beherrscht.

Braucht man für Aikido viel Kraft?

Ich bin 1,74m groß und wiege nicht einmal 60 kg. Beantwortet das deine Frage? Mal im Ernst: die Aikidotechniken basieren alle auf dem Prinzip, die Angriffsenergie auszunutzen. D.h. der stärkere Partner bringt die Kraft, die ihn letztendlich zu Fall bringt gleich selber mit. Praktisch, nicht wahr?

Muss man sportlich sein?

Jeder kann Aikido nach seinem Ermessen trainieren und weiterkommen. Dabei spielt Sportlichkeit eine untergeordnete Rolle. Aber natürlich betätigen wir uns sportlich beim Aikido.

Gibt es Menschen, die kein Aikido lernen können?

Nur die, die aufgeben!

Ok, du hast mich überzeugt. Ich versuchs mal, was muss ich zum Training mitbringen?

Idealerweise eine lange Sporthose, ein T-Shirt und Badeschlappen, um von der Umkleidekabine bis hoch in die Gymnastikhalle zu kommen.

Was lernt man im Aikido-Training?

Erfahrene Aikidoka haben in einem Workshop stichwortartig ihre Lern- und Lehrerfahrungen zusammengefasst: Das lernt man beim Sport

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